Hast du schon Doros Wunschzettel gesehen?« Der Tonfall von Maras Frage macht eindeutig klar, dass Empörung erwartet wird.
»Nein. Was hat sie sich denn nun wieder für Kokolores gewünscht?«
Doro, die dritte im Bunde, ist berüchtigt für überraschende, weitgehend zweckfreie Weihnachtswünsche. Ob eine Terminator-Puppe aus Holz oder ein Kristall-Trinkeimer für Sangria à la Ballermann tatsächlich ernst gemeinte Wünsche waren, schien eher zweifelhaft.
Juna selbst hatte diesmal den Bretagne-Reiseführer und den neuesten Krimi von Jean-Luc Bannalec, ein paar neue Handtücher, einen Landschaftskalender fürs kommende Jahr sowie eine Sopranblockflöte aufgelistet. Es musste immer mindestens ein Teil »zu viel« auf dem Wunschzettel sein, denn sonst wäre es eine Bestellliste und keine Überraschung mehr.
So hatte es Mara damals treffend erklärt.
Sie wünschte sich alle Jahre wieder Noten für ihre Harfe, spezielles Katzenfutter und irgendwelche Haushaltsgegenstände. Diesmal waren es ein neues Nudelholz und ein Messbecher, auf dem man die Maße auch wirklich gut ablesen könne.
Doros Wünsche dagegen wurden von Jahr zu Jahr exotischer.
»Eine Müslischale samt Löffel aus Silber? Was will sie denn damit nun wieder?«
Die beiden restlichen Wünsche klangen machbar: Für einen ordentlichen weihnachtlichen Budenzauber wollte Doro gern eine große 3-Docht-Kaminkerze haben, so mit richtigem Kerzengeknister, und den Krimi »Winterschlaf« von Jutta Ebersberg.
»Also ich glaube ja, sie will uns austricksen«, empört sich Mara, »nur drei Wünsche und davon zwei leicht realisierbare. So weiß sie am Ende genau, was sie bekommt.«
»Dann machen wir ihr doch einfach einen Strich durch die Rechnung«, grinst Juna. »Ich jedenfalls backe die Hafer-Löffelkekse für sie, die sie so mag. Die bekommt sie in einer hübschen, runden silberfarbenen Dose.«
»Ach ja, stimmt! Ich habe letztens im Antiquariat bezaubernde alte Puppenstubenutensilien aus Silber gesehen, winzige Löffelchen und klitzekleine Schälchen. Die fülle ich mit Cranberrys.«
Beide Freundinnen lächeln erleichtert.
Herausforderung akzeptiert.
Das würde Doro gefallen.
Autor*in: Donka Blog: OnlyBatsCanHang
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir
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Nachdem viele Teilnehmer*innen und Leser*innen das Fetten der vorgegebenen Wörter als störend empfunden haben, wurde darauf verzichtet. In einem Text, der maximal 300 Wörter umfassen durfte, waren (mindestens) drei der folgenden fünfzehn Begriffe zu verwenden:
Adventsgedöns, Ballermann, Blockflöte, Budenzauber, Geisterstunde, Kerzengeknister, Kirchgang, Kokolores, Morgennebel, Nudelholz, Schale, Silber, Terminator, Winterschlaf, Wunschzettel.
Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.