Vom Hafen

Im Hafen

Vor meinem Fenster fliesst ein Bach,
Der hält die ganze Nacht mich wach,
Singt immerfort sein Sehnen
In ungestillten Thränen.

Und seinen Tropfen träum ich nach …
Da rinnen mit dem rauschenden Bach
Gedanken in die Fernen,
Bis zu den stillsten Sternen.

Sie rinnen in die tiefe Flut
Der Ewigkeit. Da ruht sichs gut.
Da ruht sichs in dem Hafen,
Wo alle Stürme schlafen

(Karl Ernst Knodt, Im Hafen, aus: Neue Gedichte, 1. Teil, 1902, Online-Quelle)

Auf hoher Insel

Auf hoher Insel
steh ich alleine.
Düne und Steine
sind nicht zu befragen.
Ewig zerrinnen
Wellen und Sand.

Aber die Göttin
liebender Nächte
tröstet den Frager
und in der Seele
öffnet sie innen
Hafen und Land.

(Rudolf G. Binding, Auf hoher Insel, aus: Nordische Kalypso, 1937(?), Online-Quelle)

Wo aber fliegen die Abendvögel hin?

Die Tauben schlummern im Hause:
Wo aber fliegen die Abendvögel hin?
Der Wasserfall dämpft sein Gebrause:
Wo aber rinnen die Bäche hin?
Friedlich wurzelt der Rauch auf den Dächern:
Wo aber strömt das Nachtgewölk hin?
Lichter stehen in tausend Gemächern:
Wo aber sinken die Sterne hin?
Immer indem wir liegen und schlafen
Lösen sich Schiffe dunkel vom Hafen.

(Albin Zollinger, Wo aber fliegen die Abendvögel hin?, aus: Gedichte, 1933. Beleg, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Jaaa, ich gebe zu, dass ich eine Vorliebe für die „Abendvögel“ habe, sollten sie jemandem von euch irgendwie bekannt vorkommen.
Jaaa, ich habe letztes Wochenende ein paar Stunden am Hafen verbracht, genauer gesagt, an den Hamburger Landungsbrücken, und es war wieder mal wunderschön. Das oben ist Alaska.

Und oh: Ich habe noch ein Mascha-Kaléko-Gedicht für euch, das ich mal wieder nicht zitieren darf, aber hoffentlich die Leute hinter goodreads: Die Andern sind das weite Meer. Du aber bist der Hafen.

Kommt gut (gelaunt), gesund und heiter in und durch die neue Woche!