Von Speis und Trank

 

Weil Speis und Trank in dieser Welt
doch Leib und Seel’ zusammenhält.

(Hinrich Hinsch, aus: Libretto für „Der irrende Ritter D(on) Quixotte De la Mancia“ (Johann Philipp Förtsch), 1690, Online-Quelle)

Es wird mit Recht ein guter Braten

Es wird mit Recht ein guter Braten
Gerechnet zu den guten Taten;
Und daß man ihn gehörig mache,
Ist weibliche Charaktersache.

Ein braves Mädchen braucht dazu
Mal erstens reine Seelenruh,
Daß bei Verwendung der Gewürze
Sie sich nicht hastig überstürze.

Dann zweitens braucht sie Sinnigkeit,
Ja, sozusagen Innigkeit,
Damit sie alles appetitlich,
Bald so, bald so und recht gemütlich
Begießen, drehn und wenden könne,
Daß an der Sache nichts verbrenne.

In Summa braucht sie Herzensgüte,
Ein sanftes Sorgen im Gemüte,
Fast etwas Liebe insofern,
Für all die hübschen, edlen Herrn,
Die diesen Braten essen sollen
Und immer gern was Gutes wollen.

Ich weiß, daß hier ein jeder spricht:
Ein böses Mädchen kann es nicht.
Drum hab ich mir auch stets gedacht
Zu Haus und anderwärts:
Wer einen guten Braten macht,
Hat auch ein gutes Herz.

(Wilhelm Busch, Es wird mit Recht ein guter Braten, aus: Kritik des Herzens, 1874, Online-Quelle)

Punschlied

Vier Elemente,
Innig gesellt,
Bilden das Leben,
Bauen die Welt.

Preßt der Zitrone
Saftigen Stern,
Herb ist des Lebens
Innerster Kern.

Jetzt mit des Zuckers
Linderndem Saft
Zähmet die herbe
Brennende Kraft,

Gießet des Wassers
Sprudelnden Schwall,
Wasser umfänget
Ruhig das All.

Tropfen des Geistes
Gießet hinein,
Leben dem Leben
Gibt er allein.

Eh es verdüftet,
Schöpfet es schnell,
Nur wenn er glühet,
Labet der Quell.

(Friedrich Schiller, Punschlied, aus: Gedichte (1789–1805), Erstdruck 1803, Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Ich habe es letzte Woche schon geschrieben: Normalerweise veröffentliche ich keine zwei Beiträge an einem Tag, damit sie sich untereinander keine Konkurrenz machen, speziell bei den Adventüden möchte ich das nicht. Aber weil mein Herz daran hängt, will ich euch so ganz ohne Gedicht(e) dann doch nicht in/durch die Woche entlassen.

Es scheint keine kurzen Gedichte über Essen zu geben. Sehr symptomatisch. 😉

Hier geht es zur Adventüde von heute.

 

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24 Kommentare zu “Von Speis und Trank

    • Mein Vater pflegte zu passender Gelegenheit (selten, aber auch bei Glühwein) die letzte Strophe zu zitieren, aber ich hatte vergessen, woher diese stammte und war umso erfreuter, als sie mir über den Weg lief 😉
      Gutes auch dir, liebe Gerda!
      Vormittagskaffeegrüße ☁️❄️🕯️🕯️🕯️☕🍪👍

      Gefällt 1 Person

    • Na ja, ich versuche speziell in der Adventüdenzeit, die Gedichte wenigstens annähernd passend zu der Adventüde auszusuchen. Das Punschlied war ein Glücksfund, zugegeben 😉
      Eifrige Nachmittagskaffeegrüße ❄️🕯️🕯️🕯️☕🍪

      Gefällt 1 Person

    • Liebe Ulrike, das deutsche Urheberrecht erlaubt erst, dass man Autoren zitiert, wenn sie 70 Jahre tot sind, und Heinz Erhardt ist 1979 gestorben, das dauert also noch ein Weilchen. Wenn du einen Link zu einer Seite findest, wo jemand es zitieren darf, freue ich mich, aber ansonsten fällt diese Art der Auflistung genau unter das, was verboten ist.
      Und wenn du dich nun fragst, warum es hier immer relativ bezopfte Gedichte gibt: deswegen, und nicht, weil ich nichts Neueres (Besseres) kennen würde.
      Sorry, aber geht nicht anders.
      Dunkelgrüße ❄️🕯️🕯️🕯️☕🍪

      Like

  1. oder das hier (sorry für das doppelposting, aber ich fand das zu schön):

    Viel Essen macht viel breiter
    Und hilft zum Himmel nicht,
    Es kracht die Himmelsleiter,
    Kommt so ein schwerer Wicht.

    Das Trinken ist gescheiter,
    Das schmeckt schon nach Idee,
    Da braucht man keine Leiter,
    Das geht gleich in die Höh.

    Joseph von Eichendorff

    Gefällt 2 Personen

  2. Bei Herrn Busch – du ahnst es schon, liebe Christiane – meckert die Feministin in mir, gleichzeitig nickt aufgeregt, ihre Wangen sind schon gerötet, die Köchin in mir 😊

    Amüsiert Abendgrüße an dich, aus der Kemenate 🕯️🍵🍪

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    • Na, Gott sei Dank, endlich wenigstens eine, die nachfragt, was der Herr Busch denn da für einen Ton am Leib hatte!!! Ich bin selbst amüsiert und bestürzt, wie sehr wir das heute anders sehen. Da war das Rollenverständnis wirklich noch völlig anders. Auch spannend, oder?
      Bin gerade erst aus der Küche gekommen – Eintopf, kein Braten.
      Abendgrüße! 🕯️🕯️🕯️🥘🍷😉

      Gefällt 1 Person

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