Jetzt ist es Herbst
Jetzt ist es Herbst,
Die Welt ward weit,
Die Berge öffnen ihre Arme
Und reichen dir Unendlichkeit.
Kein Wunsch, kein Wuchs ist mehr im Laub,
Die Bäume sehen in den Staub,
Sie lauschen auf den Schritt der Zeit,
Jetzt ist es Herbst, das Herz ward weit.
Das Herz, das viel gewandert ist,
Das sich verjüngt mit Lust und List,
Das Herz muß gleich den Bäumen lauschen
Und Blicke mit dem Staube tauschen.
Es hat geküßt, ahnt seine Frist,
Das Laub fällt hin, das Herz vergißt.
(Max Dauthendey, Jetzt ist es Herbst, aus: Weltspuk, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 363)
Herbstschöne.
Nun sind im Jahresreigen
Verstummt die hellen Geigen
Mit ihrem Lustgetön.
Die glühen Sommerfarben
Sie welkten schon und starben,
Und dennoch ist es schön. –
Wenn auch das Sonnenprangen
Vom Wolkenflor verhangen,
Und wenn auch Nebel brau’n –
Du mußt es nur verstehen
Im Sterben und Vergehen
Die Schönheit noch zu schau’n.
(Heinrich Kämpchen, Herbstschöne, aus: Was die Ruhr mir sang, 1909, S. 159–160, Online-Quelle)
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß.
Leg Deinen Schatten auf die Sonnenuhren
und auf den Fluren laß die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein;
gieb ihnen noch zwei südlichere Tage
dränge sie zur Vollendung hin und jage
die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern wenn die Blätter treiben.
(Rainer Maria Rilke, Herbsttag, aus: Das Buch der Bilder, 1. Buch Teil 2, S. 48, 1902 (Entstehungsdatum), Online-Quelle)
Quelle: Pixabay
Allen, die über den Rilke meckern (wehe!), sei erzählt, dass ich auf diesem Ohr völlig taub bin – ich liebe dieses Gedicht seit meiner Jugend, die nun auch schon ein paar Tage her ist, und werde es zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zitieren, also mindestens einmal im Jahr. Oder so.
Zum Nachhören hätte ich hier den großartigen Otto Sander (Link zu YouTube) für euch, der mir sogar noch besser gefällt als die in den Kommentaren gepriesene Vertonung durch Oskar Werner.
Kommt gut in die neue Woche!
Ich kann dieses Herbstpoem vom großen Poesiemeister auch immer wieder lesen oder hören oder vorlesen. Es ist und bleibt einfach unverändert gut über all die Jahre …
Liebe Morgengrüße vom Lu
LikeGefällt 9 Personen
Ja, es gibt Gedichte, die sind „ewig“, und ich benutze dieses Wort wirklich unter Vorbehalt. Für mich gehört dieses Rilke-Gedicht dazu.
Guten Morgen, lieber Lu, einen schönen Tag wünsche ich dir!
Liebe Grüße
Christiane
LikeGefällt 6 Personen
Yep, an eternal poem …
HG Lu
LikeGefällt 3 Personen
Yep 👍😀
LikeGefällt 2 Personen
⭐
LikeGefällt 1 Person
⭐
LikeGefällt 1 Person
Wer wäre ich, dass ich mich erdreisten würde…..😉 ist es nicht wunderbar, dass Geschmäcker so verschieden sind! Lg
LikeGefällt 1 Person
Ja, und das ist überhaupt kein Problem, solange man respektvoll miteinander umgeht. So soll es sein. (Bitte hier gedanklich einen längeren Absatz zur „Freiheit des Andersdenkenden“ einfügen.)
Liebe Grüße, gute Woche dir!
Christiane 🙂
LikeGefällt 1 Person
Ich schließe mich Lu an, bestimmte Gedichte zu allen Jahreszeiten gehören immer wieder zum Lese- und Lauschrepertoire. Im Herbst singe ich auch gern das alte Volkslied: Bunt sind schon die Wälder….hab Dank für Deine stimmige Auswahl und sei herzlich gegrüßt, Karin
LikeGefällt 3 Personen
Das hab ich als Kind auch noch gelernt … stimmt. Nun. Heute ist hier erst mal Herbst, die nasse Sorte, und angeblich soll es hier oben windig werden. Abwarten.
Liebe Grüße, komm(t) gut in die neue Woche
Christiane
LikeGefällt 1 Person
Ein Rilke-Fan schließt sich an, liebe Christiane. Aber auch deine andere Auswahl ist sehr gelungen …
Liebe Grüße zum Wochenbeginn,
Anna-Lena
LikeGefällt 3 Personen
Das freut mich, liebe Anna-Lena, ich hatte Angst, dass die anderen zwangsläufig dagegen abfallen …
Liebe Grüße Richtung Hauptstadt
Christiane
LikeGefällt 1 Person
Keineswegs, liebe Christiane 🙂 .
Beste Grüße zurück!
LikeGefällt 1 Person
😁
LikeLike
ja, auch die anderen beiden sind schön. Doch unübertrefflich Rilkes Herbst. Wieso denn eigentlich? Was macht ihn zum Meister? Alles.
Doch eben fiel mir speziell das Ende auf: er sagt: WENN die Blätter treiben, ein schlechterer Poet würde wohl der Versuchung erliegen, sich WIE die Blätter treibend zu fühlen.
Danke wie immer für den wohltönenden Wochenbeginn. Eine gute Woche dir!
LikeGefällt 3 Personen
Ich mag diese melancholische Beschreibung der Einsamkeit und der inneren Unruhe so sehr. Den Kreislauf, oder besser seine Beschreibung des Ausschnitts des Kreislaufs. Ja, groß.
Freut mich immer, dass/wenn ich dazu beitragen kann, dass dein Wochenanfang wohltönend wird!
Liebe Grüße
Christiane
LikeGefällt 1 Person
ja, das WENN ist genial!
LikeGefällt 1 Person
😉👍
LikeGefällt 1 Person
Wie könnte man je über RILKE meckern?!?! Dieses Gedicht ist so wunderschön, ein Meisterwerk! Und wieder kann ich mich nur bedanken bei dir, dass du immer wieder gräbst und auch neue Schätze aushebst! Danke!
LikeGefällt 1 Person
Ja, das ist es. Dies hier ist groß und ich liebe es heiß und innig. Aber selbst Rilke hat Gedichte geschrieben, wo er (für meinen Geschmack) nicht den Ton trifft und mir zu schwülstig, bombastisch, phrasenhaft etc. wird.
Mir macht das Buddeln Spaß! Freut mich, dass du auch was davon hast 😁
Liebe Grüße in den Süden
Christiane
LikeGefällt 1 Person
wir haben alle mal einen schlechten Tag 🙂 auch die großen Meister, ist doch beruhigend menschlich :-)))))
LikeGefällt 1 Person
Sehr! 😁
LikeLike
Ich liebe die Gedichte von Rilke! ❤ Und selbst wenn nicht… jedem Tierchen und so… 😉
Herbstliche Grüße
Nicole
LikeGefällt 1 Person
Freut mich! So ist es. Wenn alle so denken würden, wäre das Leben manchmal erheblich leichter.
Liebe Grüße
Christiane
LikeLike
Liebe Christiane, nach vielen Wochen heute endlich wieder etwas Regen und doch noch viel zu wenig. Möge uns der Herbst noch viel mehr Wasser bringen. Seufz. Liebe Grüße, Annette
LikeGefällt 1 Person
Ja, ist hier nicht anders, leider. Auch hier tröpfelt es gelegentlich, aber nicht genug. Aber wir, also das Alte Land, hatte eine sensationelle Apfelernte. Trotz Trockenheit!
Liebe Grüße
Christiane
LikeGefällt 1 Person
es war ein gutes Obstjahr und ich esse momentan so viele Äpfel wie nie zuvor. Womöglich alle aus dem Alten Land 😀 Liebe Grüße, Annette
LikeLike
Womöglich. Sollte auf der Kiste, aus der du sie holst, draufstehen. Aber falls du auf dem Markt kaufst, sind sie eventuell regional(er), was ich persönlich vorziehen würde.
Liebe Grüße
Christiane
LikeGefällt 2 Personen
ich schaue beim nächsten Mal noch genauer hin. Es sind auf jeden Fall Äpfel aus Deutschland. Regional ist ja immer so eine Sache… Liebe Grüße, Annette
LikeGefällt 1 Person
Ich bin gespannt. In Frankfurt gab es auf dem Markt Äpfel aus der Wetterau.
Liebe Grüße aus Hamburg mit Regen
Christiane
LikeGefällt 1 Person
super, wobei ich schon froh bin, wenn sie nicht vom anderen Ende der Welt eingeflogen werden, insbesondere bei so einem guten Jahr hier
LikeGefällt 1 Person
Ja, die gibt es immer, glaube ich, aber ich achte gezielt darauf, dass ich welche aus dem Alten Land bekomme, und bis auf ganz kurz vor der Apfelernte geht das ganz gut, habe ich festgestellt.
LikeGefällt 1 Person
Ich habe gestern im Bio-Laden auch noch mal danach geschaut: Es findet sich nur der Hinweis aus „Deutschland“ und „regional“. Um es genauer zu erfahren, hätte ich die Obstverantwortliche gebraucht, die gerade nicht in der Nähe war.
LikeGefällt 1 Person
Okay, ich weiß, dass mein Bioladen das mit dem „regional“ relativ eng sieht, von daher sollten die dann nicht von uns hier sein, wenn die das genauso machen. Interessant finde ich, dass mein Supermarkt um die Ecke da genauer auszeichnet als der Bioladen bei dir. Ich schaue bei meinem mal, ich muss eh wieder hin, mein Käse ist alle, und der schmeckt von dort am besten.
LikeGefällt 1 Person
in unserem klassischen Supermarkt ist es leider genauso. Es kommt eher selten vor, dass konkret die Region genannt wird, vermutlich, weil es selten so regional ist, wie einen die Kennzeichnung „regional“ annehmen lässt. Zur Erdbeer-Saison gab es dort die Kennzeichnung „Dortmunder Erdbeeren“ und „Erdbeeren aus dem Münsterland“, leider die Ausnahme
LikeGefällt 1 Person
Was hilft, das ist das, was ich mache, ist, dass ich nach den Kisten/Kartons schaue. Auch wenn es oft nicht angegeben ist, sind bei uns Äpfel zumeist in Stiegen, die die Kennzeichnung „Altes Land“ tragen – oder entsprechend.
LikeGefällt 1 Person
das wollte ich hier auch schon tun, hätte dabei jedoch fast eine große Kiste Äpfel auf dem Boden verteilt 😉
LikeGefällt 1 Person
Oh 😏
LikeGefällt 1 Person
*kicher*, das wäre es gewesen und ich hätte natürlich alle Äpfel kaufen müssen 😀
LikeGefällt 1 Person
APFELKUCHEN FÜR ALLE! 😀
LikeGefällt 1 Person
so siehts aus 😀 😀 😀
LikeGefällt 1 Person
Niemals würde es mir einfallen über dieses wunderbare Rilkegedicht zu meckern, das mich immer wieder betört, aber auch in manchen Jahren traurig werden lässt …
Heute habe ich keinen Favoriten, alle drei Gedichte drücken so treffend diese Zeit aus, die so schön ist und so melancholisch!
liebe Christiane, danke für deine Auswahl, ich wünsche dir auh hier eine gute Woche,
herzliche Grüße
Ulli
LikeGefällt 1 Person
Das kenne ich auch: betörend und traurig machend. Es ist, wie es ist, liebe Ulli, in manchen Jahren so, in anderen so. Da müssen wir durch.
Schön, dass die anderen für dich gegen Rilke nicht zu sehr abfallen!
Liebe Grüße
Christiane
LikeGefällt 1 Person
Also ich steh auf den Dauthendey… ganz klar. Was aber die anderen nicht schmälert, auch den ollen Rilke nicht 😉
Grüße vom 🍁 Herbst !
LikeGefällt 1 Person
Dein „ganz klar“ freut mich, auch wenn ich es nicht verstehe – ja, ich weiß, du hattest ihn auch schon bei dir, deswegen?
Das „oll“ vor Rilke habe ich jetzt überhört, weil ich gerade so friedlich drauf bin.
Peace, Alter!
Christiane 😀
LikeGefällt 1 Person
Das „ganz klar“ bezog sich auf den Vorsprung in der persönlichen Beurteilung… also subjektiv.
Puh, bin ich froh über deine Friedfertigkeit, das ‚olle‘ hat wohl irgendein unbekannter Blogtroll reingeschmuggelt, kann ich nixxxx für!
Auch Peace, Ma‘am! Packen wir ein virtuelles Peacepfeifchen aus… ✌️
(‚Alter‘, ich glaub ich spinne)
LikeGefällt 1 Person
*loslach*
Wein dazu? Kekse sind leider aus. 😅
🍷🍷
LikeGefällt 1 Person
Wein, theoretisch ja, hab aber schon eine halbe Tafel Marzipan intus, inkl. einem Läufchen über die dunklen Felder. Also alles auf einmal, wie meistens.
*Seufz*
LikeGefällt 2 Personen
Irgendwas ist immer. *gähn*
LikeLike
„Und dennoch ist es schön“ hat mich gepackt. Ein wunderschöner Herbststrauß, liebe Christiane.
LikeGefällt 1 Person
Schönheit liegt in so vielem, es ist vielleicht nur nicht die Schönheit, die wir gemeinhin erwarten. Schönheit hat viele Gesichter …
Liebe Grüße
Christiane
LikeGefällt 1 Person
Aaaaaaaah, klar, er schon wieder, aber wenn ich ihn nicht höre, dann könnte ich auch weinen…
Nein, im Ernst, Otto Sander, ist der weltbeste Sprecher dieses wundervollen Herbstgedichtes von Rilke. Hier begann ich damals zu weinen, ich gestehe, es war beim Bügeln, und das Verrückte daran war, von der Lyrik kam ich nie mehr los…
Auch Max Dauthendeys Worte mag ich sehr und es ist toll, daß Du ihn mal für uns alle entdeckt hast.
Das dritte finde ich auch schön und einer muß halt den 3. Platz haben…
Liebe Grüße von Bruni an Dich
LikeGefällt 1 Person
Ach, Otto Sander … Ich fand es schwer genug, zu diesem Rilke überhaupt etwas zu gesellen, liebe Bruni. Von daher bin ich damit zufrieden, dass die beiden anderen auch Anklang bei der geneigten Leserschaft finden. 😉
Liebe Grüße
Christiane und der im Schlaf seufzende Fellträger
LikeGefällt 1 Person
Hmmm, daaas hört sich aber sehr gemütlich an 😺
LikeLike
Katzenunterstütztes Arbeiten … merke: zwischen Laptop und Mensch passt immer eine Katze. Und was nicht passt, wird passend gemacht 😼
LikeGefällt 2 Personen
*lach*, ich erinnere mich gut *schnurrediburr*
LikeGefällt 1 Person
Katerköpfe sind ja sooooo schwer *schnarch*
LikeLike
Ich schweige 🙂 🙂
LikeGefällt 1 Person
Och, wirklich? 🤔
LikeLike
Nur vorübergehend 🙂 🙂
LikeGefällt 1 Person
Das beruhigt mich. 🙂
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Sonntagsbild 47 2018 – Verlassene Orte 15 |