Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter
Ich setze mich hin untern nächstbesten Busch
Und sing’s Blau mir vom Himmel herunter;
Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter.
Aus dem Grautag, in welchen die Sorge öd weint,
Wird ein Blautag, sobald nur ein Lied hell erscheint;
Die verstockteste Wolke wird munter.
Wo ein Liebeslied rot wie die Sonne aufgeht,
Jede Wange frohleuchtend voll Herzblut dasteht.
So ein Rot geht dann schwer mehr herunter.
(Max Dauthendey, Nur ein Lied färbt die Grauseele bunter, aus: Lusamgärtlein, in: Gesammelte Gedichte und kleinere Versdichtungen, Albert Langen, München 1930, S. 253)
Merkspruch
Flamme, o Seele, und züngle empor,
lass dir vom Himmel die Antwort geben!
Horche dem Winde, lauschendes Ohr,
über die Welt weht Liebe und Leben!
Kommst du dann wieder zu Enge und Leuten,
sorge, dass nicht dein Sinn es vergisst:
auch in den Seelen hat nur Bedeuten,
was von Wind und vom Himmel ist!
(Georg Reicke, Merkspruch, aus: Winterfrühling, ersch. 1901, Online-Quelle)
Ein Frühlingswind
Mit diesem Wind kommt Schicksal; laß, o laß
es kommen, all das Drängende und Blinde,
vor dem wir glühen werden –: alles das.
(Sei still und rühr dich nicht, daß es uns finde.)
O unser Schicksal kommt mit diesem Winde.
Von irgendwo bringt dieser neue Wind,
schwankend vom Tragen namenloser Dinge,
über das Meer her was wir sind.
… Wären wirs doch. So wären wir zuhaus.
(Die Himmel stiegen in uns auf und nieder.)
Aber mit diesem Wind geht immer wieder
das Schicksal riesig über uns hinaus.
(Rainer Maria Rilke, Ein Frühlingswind, Februar 1907, in: Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens, Gedichte aus den Jahren 1906 bis 1926, insel tb 98, 1953, S. 15/16. Online-Quelle, zur Interpretation)
Quelle: Pixabay
Mir ist gerade so. Nein, ich bin den Herbst nicht leid, trotzdem …
Kommt gut in die neue Woche!
Guten Morgen, liebe Christiane, Deine Montagsgedichte gehören inzwischen zum schönsten Start in die neue Woche, zu dieser Jahreszeit noch lesend im warmen Federbett , im Sommer schon draussen. Das Bild ist wieder zauberhaft dazu.
Hier hat der Wind graue Wolken gebracht nach dem gestern blauhimmeligen Sonntag, aber irgendwie freue ich mich auf den angesagten Schnee, wenn es dazu hier nicht wieder zu warm ist. Lieber Gruss , Karin
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Hier ist es zu warm für Schnee, liebe Karin, ich bin gespannt, ob wir heute vielleicht ein bisschen Regen abbekommen, grauhimmelig ist es auch hier.
Ich freue mich, wenn dich die Gedichte gut in deine neue Woche geleiten, so wünsche ich mir das.
Liebe Grüße
Christiane
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„Über das Meer her was wir sind.“ Ja, da lasse ich mich auch gerne finden. Wir warten noch ab, ob es im milden Rheinland Schnee oder Regen wird in den nächsten Tagen.
Unsere Katze ist nicht zufrieden mit dem kühleren Wetter, aber für kurze Streifzüge reicht es noch.
Liebe Grüße
Viola.
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Das ist hier nicht anders, das Wetter ist … doof. Einfach nur doof. Allerdings bisschen windig heute.
Liebe Grüße, freut mich, dass dir der Rilke gefällt
Christiane
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Liebe Christiane, so schön (und auch treffend für manche Gemütszustände) ist das Wort „Grauseele“ und wie treffend es mit dem Grautag einhergeht. Oft fahre ich liedersingend zur Arbeit, damit schwinge ich mich ein und ja, dann wird alles leichter. So muss es auch Dauthendey gegangen sein!
Und dann der Liebeswind, gefolgt vom Frühlingswind … letzterer hat mich etwas verblüfft, weil es ja noch eine lange Weile dauern wird, bis er wieder wehen wird.
Herzliche Montagabendgrüße, Ulli
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Dauthendey war einer, der mit offenem Herzen durch die Welt gegangen ist, jedes Gedicht spricht davon. Er war offensichtlich mit seiner Traumfrau (würden wir heute sagen) verheiratet – und er sprach gerne davon 😉
Und was den Frühlingswind angeht: Hab ich natürlich nicht überlesen, klar, aber mir war einfach so danach. Und dann war mir unser Spätherbst mal kurz egal …
Liebe Grüße in deinen Abend
Christiane
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3x schön, ich hab heute nicht mal einen Favoriten. Wobei der Grautag der zum Blautag wird, das hat schon was.
Grüße!
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Ja, ich mochte das Wortspiel auch so. Insgesamt hatte ich gerade die Novembertristesse satt, ich fühle mich auch gerade eher diesig, vielleicht ist es das.
Solltest du in den Queen-Film gehen, erzähl doch mal, wie du ihn fandest.
Grüße zur Nacht zurück!
Christiane
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Mach ich gerne, neugierig bin ich schon!
🙂
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Freu mich drauf! 🙂
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Die Frau twinsie hat das gebloggt, ich weiß nicht ob du ihr folgst, aber das passt auch gut und ist sicher bekannt (außer eben mir 😉 ):
Nebel hängt wie Rauch ums Haus,
drängt die Welt nach innen;
ohne Not geht niemand aus;
alles fällt in Sinnen.
Leiser wird die Hand, der Mund,
stiller die Gebärde.
Heimlich, wie auf Meeresgrund,
träumen Mensch und Erde.
Christian Morgenstern (1871-1914)
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Nein, ich folge ihr nicht, aber ja, ich kenne es und finde es auch verwunschen schön. Um ehrlich zu sein, hatte ich es vor zwei Wochen bei den Montagsgedichten dabei. 🙂
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Boahahhhh…. Hab ich verpasst. Schnell schauen ob ich da war und es nicht mehr weiß…. oder es nicht gesehen habe.
Jetzt dachte ich, bringste auch mal nen Kracher, dabei hat der schon Spinnweben angesetzt….
Mooo…ment…..
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😉
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Nach unseren heutigen Regen- und Graupelschauern hätte ich nichts gegen den Frühlingswind. Ich brauche keinen Winter, ein paar Tage Frost wären okay, genau zu Weihnachten Schnee und dann kann der Frühling kommen.
Montagabendgrüße
Anna-Lena
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Schnee ist erst mal Wasser. Wasser ist immer noch dringend vonnöten. Ich möchte auch nur ungern frieren, ganz zu schweigen von der Erkältungssaison, aber es wäre notwendig und gut für die Natur.
Liebe Grüße
Christiane
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Die Grauseele hat es, das was mich berührt und ich folge ihm gerne, dem Max Dauthendey
Die anderen lese ich dann kaum noch, obwohl sie mit sicherheit schön sind, liebe Christiane
Liebe Gutenachtgrüße von Bruni
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Und so findet jede*r was, was sie/ihn für den Moment berührt und trägt, liebe Bruni.
Dir einen guten Tag!
Liebe Grüße
Christiane
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Ja, so ist es wohl, liebe Christiane, und so ist es ja auch gut!
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So denke ich auch.
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