16 – Die Eiligen Drei Könige | Adventüden

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Die Eiligen Drei Könige (Werner, Werner Kastens)

 

»Caspar?«

»Ja, Melchior, was ist?«

»Nimm endlich diese dämliche Pudelmütze ab! Wir sind doch die Drei Eiligen Könige und tragen Kronen!«

»Aber es ist doch nachts so kalt hier in der Steinwüste. Wenn die Sonne untergegangen ist, kühlt es sofort ab und ich friere an den Ohren!«

»Caspar, und wo bleibt eigentlich Balthasar? Warum ist er denn noch nicht zurück?«

»Der ist wieder einmal mit seinen Schnabelschuhen an einem Stein hängen geblieben. Dabei hat er die Teekanne umgestoßen. Jetzt muss er ihn neu aufbrühen! Und das dauert! Ich habe schon ganz klamme Hände.«

Melchior schüttelte den Kopf. Ihm wurde das Campieren mitten im Geröll der Jahrtausende auch langsam zu lang.

Er ermahnte Caspar, heute in dieser klaren Vollmondnacht besonders darauf zu achten, ob der in den alten Legenden angekündigte Stern auch tatsächlich aufgehen und ihnen den Weg zum Heiland zeigen würde.

»Und er wird tatsächlich von einer Jungfrau geboren?«, fragte Caspar unvermittelt.

»Ja, Maria soll sie heißen, und der sich als Vater ausgibt, Josef«, antwortete Melchior.

»Und wie sollen wir sie finden?«, fragte Balthasar mit dem Teekessel in der Hand.

»Gegen Ende des Jahres, so lautet die Prophezeiung«, antwortete Melchior. »Wenn im Abendland der weiße Schnee fällt! Was weiß ich, was damit gemeint ist. Lasst uns lieber etwas essen!«

»Ja, zum Tee gibt es heute von den neuen Navel-Apfelsinen«, frohlockte Balthasar. »Sehr lecker und keine Kerne mehr, auf denen man sich die Zähne ausbeißt.«

»Ich glaube wir sind schon im Gelobten Land. Wir müssen unsere Geschenke bereithalten!« Caspar sank plötzlich auf die Knie. »Da, zwischen den vielen Sternen glänzt der ganz helle, der uns führen soll! Ein Wunder ist geschehen!«

»Balthasar! Hast du wieder zu viel von dem Zaubertrank in den Tee gegeben? Ich habe es dir doch verboten!« Melchior war ganz außer sich. »Wie soll das nur enden?«

 

Die Heiligen Drei Könige für die Adventüden | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, gestiftet von Werner

 

Adventüden 2019 16 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

83 Kommentare zu “16 – Die Eiligen Drei Könige | Adventüden

  1. Pingback: Von den drei Königen | Irgendwas ist immer

  2. 😂 Toll! Musste so kichern, dass ich die Geschichte auch meinem Kollegen vorlesen musste. Er findet sie auch super.
    Könnte übrigens ein Auszug aus „Bibel nach Biff“ sein.
    Grüße, Katharina

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    • Inspiriert hat mich dazu indirekt mit Sicherheit die Bibel nach Biff, denn die liegt – obwohl schon ganz gelesen – immer noch auf meinem Schreibtisch so zum Drinrumblättern. Hintergrund ist aber auch, dass ich vor etlichen Jahren, als ich noch im Kirchenvorstand tätig war, jedes Jahr eine Gruppe Sternsinger durch unser und das Nachbardorf begleitet habe. Das war immer sehr lustig mit den Kindern und hat furchtbar viel Spaß gemacht. Die Geschichte sollte auch ein kleines Denkmal an die eifrigen Kinder sein, die jedes Jahr mit viel Engagement und Begeisterung sich für eine bessere Welt einsetzen.

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  3. So schön, lieber Werner, ich sitze hier und erfreue mich an der Leichtigkeit dieser Geschichte.
    Die lyrischen Ergänzungen von Christiane dazu – einfach gelungen 🙂 .

    Eine schöne Woche für euch,
    Anna-Lena

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      • Mein Domizil befindet sich ja wirklich im 4. Stock auf dem Dach, nicht unter dem Dach, es wurde seitens des Bauherrn damals für seinen Bauleiter draufgesetzt; ich tanze sozusagen den anderen Miteigentümern auf dem Kopf – nicht auf der Nase – herum.-:))
        Ich bin gespannt, wie der Enkelfratz dieses Buch aufnehmen wird, wenn er dazu ins Vorlesealter kommt.
        Die heute politisch korrekte Weihnachtskrippe sieht für die drei Könige folgendes vor, so hörten wir es im Weihnachtslunchkonzert des Hess. Rundfunks:
        Die drei Weis*innen aus dem Morgenland: Symbolisieren die Vielheit der Rassen und Geschlechter: Castor, ein arabischer Atomkraftgegener, Melchia, eine schwarze Frau, die um Blackfacing zu vermeisen, als Weiße dargestellt ist, und Bum-Kun*Cha, ein polysexueller Ostasiate.
        Geschenke: Statt „Blutgold“ Fair-Trade-Schokoladentaler, statt Myrrhe ein Wunderbäumchen oder wie die Atheisten sagen: ein „Erstaunliches-aber-dennoch-erklärbares-Phänomen-Bäumchen“. Kamele sollen nicht artfremd als Nutztiere gehalten werden, daher sind Castor, Melchia und Bum Kun*Cha in einem Elektroauto angereist.
        Die Passagen sind aus dem Buch Das böse Buch zu Weihnachten.

        Fröhlicher Gruß, Karin

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  4. Vielen Dank, diese Etüde hat mich an diesem nebeltrüben Tag doch tatsächlich zum Schmunzeln gebracht! Die drei Könige waren ja auch nur Menschen, wer weiß schon, was ihnen damals so passiert ist 😀

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  5. Caspar mit Pudelmütze, köstlich. Danke für diesen erfreulichen Start in die finale Adventswoche. Arbeitswoche. Chaoswoche.
    Vielleicht sollte ich morgen auch mit Pudelmütze zur Arbeit. Oder mit Krönchen?
    Zaubertrank im Tee? Herrlich, und gute Idee… wird gleich umgesetzt!
    Gute Woche allen.
    🙂

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  6. eine feine humorige Geschichte von den drei eiligen heiligen drei Königen. Endlich mal ein paar wichtige Einzelheiten von ihrer Reise zum Stern. Bisher waren sie immer plötzlich da, rechtzeitig zur Stelle, aber über die Reise selbst sprach keiner, bis Werner kam und das Dunkel lüftete 🙂
    Übrigens, auch auf Pudelmützen lassen sich Krönchen tragen, man muß es nur wagen *g*
    Liebe Abendgrüße von Bruni

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