Die Bedrohung | abc.etüden

Postfaktisch, das waren sie: jenseits von Tatsachen. Seit Tagen schrien oder schwiegen sie sich nur noch an. Kommunikation konnte man das kaum noch nennen, die Bitte, sich doch mal  „ergebnisoffen“ zu unterhalten, hatte sie bisher nur mit einem Schnauben beantwortet. Nun, ihn als „ignoranten Scheißkerl“ zu titulieren (sie war sich nicht mehr ganz sicher, ob sie nicht vielleicht sogar „Quadratscheißer“ gesagt hatte), hatte sicherlich nicht zur Deeskalation beigetragen. Aber er hatte schließlich die Fakten geschaffen und tat jetzt so, als ob ihn ihre Reaktion wahnsinnig überraschte, das fand sie zusätzlich zum Aus-der-Haut-Fahren.

Ja, sie hing an dem verdammten Aquarium und war stolz auf ihre Fische, es war ihre Leidenschaft seit vielen Jahren … Und er, ER! musste plötzlich dieses schwarze Katzenvieh hereinlassen: Nein, nein, der tut schon nichts, wie soll er denn, das Ding ist doch immer abgedeckt, lass mich doch, ich passe schon auf. Weiches Herz, ha, eher weiches Hirn! Okay, beobachtet hatte sie wirklich nichts, aber seitdem verschwanden nicht nur Fische, seitdem war alles anders. Sie sah in die Richtung des Sofas, unter dem vermutlich der schwarze Schatten mit den merkwürdig roten Augen kauerte, und fühlte sich in ihrem eigenen Haus bedroht.

 

2017_39.17_eins_lz | 365tageasatzadayVisuals: ludwigzeidler.de

 

Für die abc.etüden, Woche 39.17: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Wortsonate (wortsonate.wordpress.com) und lauten: Quadratscheißer, postfaktisch, ergebnisoffen.

Nachdem das Schicksal von Anton, dem schwarzen, jetzt rotäugigen Katerchen doch so einige Wellen in der etüdenschreibenden Bloggerwelt schlägt, hat Frau Flumsel, die ihn ursprünglich (wieder) zum Leben erweckte, eine Kater-Anton-Geschichtensammelstelle eingerichtet. Hier entlang, bitte!  😀

 

Aus diesen und jenen Gründen habe ich vermutlich diese Woche nicht so viel Lesezeit wie üblich. Seht es mir bitte nach, es wird auch wieder besser.

 

54 Kommentare zu “Die Bedrohung | abc.etüden

    • Bei Menschen würde ich auf Bindehautentzündung tippen, aber bei Katzen? Und na ja, das Zustandekommen der roten Augen war ja schon recht … ungewöhnlich. Okay, vielleicht der tasmanische Pfeffer, vielleicht … 😉
      Liebe Grüße
      Christiane

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  1. Pingback: Zu den abc-Etüden … Ein Aufruf :-) | wortgeflumselkritzelkram

  2. Vielleicht hat er einen der Goldfische gefressen und deswegen funkeln die Augen jetzt rot ? Nicht das schwarze Ungetüm unsanft entsorgen, sie soll ihm andere Kost als Angelfutter anbieten , dann wird er schnurrig…ist doch ein Kater -:))) Außerdem, was ist der jetzt: Asylsuchender oder Wirtschaftsflüchtling? Sie soll an die Parole denken: wir schaffen das -:)))
    Lächelnde Grüße ins Tierheim vom Dach in Hanau, Karin

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    • Neeeeeee, da musst du mal unter dem Link nachlesen, wie dieser Kater zu seinen roten Augen kam. Frau Flumsel (sorry) hat sogar schon einen Aufruf gestartet … 😉
      Liebe Grüße aufs Dach
      Christiane und der Fellträger, voll herbstlich

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      • habe ich jetzt gemacht, sorry….aber dann verstehe ich die roten Augen und seine Flucht unter jede Art von Sofa noch mehr: Nahtoderfahrung,Pfefferspray, schamaspastische Eurythmie und jetzt noch ein Aquarium, dann heißt er auch noch Anton, der ist ja gestört für sein Leben! Der wäre so gern mit einem blauen Auge davongekommen und jetzt das…..
        doch die Meister und Meisterinnen der Etüden werden Rat finden…vielleicht eine kleine weibliche Maus?

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  3. Pingback: abc-etüden – Fortsetzung zum schwarzen Kater – ventilierpartikel

  4. in jedem Fall war das Antönchen ein armer kleiner Verlierer.
    Da hätten alle meine letzten Widerstände mir auch rote Augen beschert *g*

    Aber daß Du diesen armen Kerl nun als Ungeheuerchen hinstellst, das ist schon ungeheuerlich, liebe Christiane *g*,
    Ich bin auch dafür, ihm anderes Futter zu kredenzen, daß ihm der Appetit auf glitschige mickrige Fische total vergeht 🙂
    Allerdings verstehe ich auch die Reaktionen von IHR .
    Die dusseligen Fische sind nun mal ihre Leidenschaft und wer weiß, vielleicht ging da ein leidgeprüfter Partner zum allerletzten Angriff über?
    Ein toller Text, in dem ich viel Hintergründiges entdecke, schmunzelig Hintergründiges

    Herzlichst, Bruni

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    • Bruni, der Witz bei der Geschichte sind die roten Augen, die Frau Flumsel 😉 da eingebaut hat und die im Horror-Genre *ähm* nicht gerade nur Bindehautentzündung bedeuten. Von daher habe ich den Faden nur weitergesponnen. Da er aber ganz gut damit zu leben scheint und es auch noch keine unerklärlichen Todesfälle gegeben hat … 😉

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  5. *lach*, Katerchen mit roten Augen … ts, ts
    Fantasie haben diese schreibenden Menschen 🙂
    Ach, übrigens, morgens hab ich auch oft rote Augen 🙂

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