„Ohhhhh, schau doch mal den da drüben, den würde ich aber auch mit Kusshand nehmen. Oh nein, jetzt schaut er zu uns herüber!“
Sie warf einen Blick über ihre Schulter und erstarrte. Verdammt.
Es gab viel, was sie ihm spontan an den Kopf hätte werfen wollen, als sie sich vorstellte, wie er sie nach all der Zeit plötzlich verstohlen über den Rand eines Glases anpeilte und dann siegesgewohnten Schrittes auf sie zuging. Von „Schleich dich, du Idiot“ über „Wenn du mir noch mal zu nahe kommst, bringe ich dich um“ bis hin zu „Warum nur musste das mit uns so unendlich schiefgehen“ war alles dabei, inklusive der Gefühle, die dazugehörten und denen sie sich immer noch ausgeliefert fühlte, wie sie sich eingestehen musste. Sie hasste ihn dafür plötzlich inbrünstig.
Aber er schien in Begleitung seiner neuen Frau zu sein, damit war also erst mal garantiert, dass sie formvollendet (wenn überhaupt) miteinander umgehen und die Party nicht crashen würden. Blieb noch eines zu tun …
„Komm mal mit nach draußen“, sagte sie zu ihrer Begleiterin und umkrampfte ihr leeres Weinglas, „ich muss dir wohl mal einen Schwank aus meinem Leben erzählen.“
Visuals: ludwigzeidler.de
Für die abc.etüden, Woche 20.2018: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Christa Hartwig und lauten: Kusshand, formvollendet, anpeilen.