Sonne im August
Gleich einer Symphonie in Grün
durchpulst von Licht und Duft und Glanz
ziehn Wiesen sich und Hügel hin
erfüllt von buntem Blumentanz.
Die Wege liegen lang im Wind,
und alle Birken neigen sich.
Und wenn die Gärten verlassen sind,
dann sind sie es nur für mich.
Die Bänke stehen wartend da,
die Gräser wiegen her und hin,
und manchmal scheint der Himmel nah,
und lange Vogelschwärme ziehn.
Und alles ist tief eingetaucht
in Lächeln und in Einsamkeit.
Mit Gold ist alles angehaucht,
und eine Elster schreit.
23.8.1941
(Selma Merbaum, Sonne im August, aus: Blütenlese/Ich bin in Sehnsucht eingehüllt, Wikipedia zur Dichterin (auch bekannt als Selma Meerbaum-Eisinger) und Werk, Online-Quelle)
Feldeinsamkeit
Ich ruhe still im hohen grünen Gras
Und sende lange meinen Blick nach oben,
Von Grillen rings umschwirrt ohn’ Unterlass,
Von Himmelsbläue wundersam umwoben.
Die schönen weißen Wolken ziehn dahin
Durch’s tiefe Blau, wie schöne stille Träume; –
Mir ist, als ob ich längst gestorben bin,
und ziehe selig mit durch ew’ge Räume.
(Hermann Allmers, Feldeinsamkeit, aus: Dichtungen, 1860, Online-Quelle;
„Am 1. September 1852 entstanden die Verse, die durch Johannes Brahms’ Vertonung als Inbegriff des deutschen Kunstliedes zu Weltruhm gelangten. Vermutlich nach 1879 komponiert wurde das Lied 1881 in Strassburg uraufgeführt. Die Urschrift schenkte Brahms dem Dichter zu dessen 75. Geburtstag im Februar 1896.“ (Quelle: Hermann-Allmers-Gesellschaft e.V.)
IM GRASE
Glocken und Zyanen,
Thymian und Mohn.
Ach, ein fernes Ahnen
hat das Herz davon.
Und im sanften Nachen
trägt es so dahin.
Zwischen Traum und Wachen
frag ich, wo ich bin.
Seh die Schiffe ziehen,
fühl den Wellenschlag,
weiße Wolken fliehen
durch den späten Tag —
Glocken und Zyanen,
Mohn und Thymian.
Himmlisch wehn die Fahnen
über grünem Plan:
Löwenzahn und Raden,
Klee und Rosmarin.
Lenk es, Gott, in Gnaden
nach der Heimat hin.
Das ist deine Stille.
Ja, ich hör dich schon.
Salbei und Kamille,
Thymian und Mohn,
und schon halb im Schlafen
– Mohn und Thymian —
landet sacht im Hafen
nun der Nachen an.
(Josef Weinheber (Wikipedia), Im Grase, aus: Späte Krone, 1936, Online-Quelle)
Quelle: Pixabay
Ihr, die ihr wie ich Gedichte liebt, werdet das vielleicht kennen. Plötzlich setzt sich ein Erinnerungsfetzen ins Ohr und flüstert: … Thymian und Mohn. Ach, ein fernes Ahnen … – und man fragt sich: „Verdammt, woher ist das bloß?“ Nun, ich habe es gefunden, und klar, ich enthalte es euch nicht vor 😉
Die Siebenschläfer-Periode ist vorbei, es sollte jetzt klappen mit dem Sommerwetter, wenigstens für kurze Zeit, bis wir langsam Richtung Herbst rutschen. Wie ist es bei euch?
Kommt gut und heiter und heil (die nächste Grippewelle soll im Anmarsch sein, vorgestern gehört) in und durch die neue Woche!