Der Blick seiner Frau, als sie an ihm vorbeirauschte, verhieß ernsthafte Schwierigkeiten, wieder einmal. Nicht dass er den Grund nicht gekannt hätte, sein Hang zum schönen Geschlecht hatte sich seit jeher als Stolperstein auf dem geraden Pfad der Tugend erwiesen, Schlawiner, der er war, was konnte er dafür! Sein Blick verklärte sich, als er an die Paradeiser der Damen dachte, zart umschmeichelt von edlen Dessous. Viel mehr Stunden, als seine Frau je wissen durfte, hatte er schon damit verbracht, fremde Liebesäpfel vom Baum der Erkenntnis zu pflücken, und nicht nur die.
Nachdem er bereits in jungen Jahren beschlossen hatte, dass brüllende Chefs und 35-Stunden-Wochen in seinem Leben zu den zu meidenden Kinkerlitzchen zählen würden, hatte er seine Talente genutzt und sich rechtzeitig in ein gemachtes Nest gesetzt. Das bedeutete allerdings Abhängigkeit, nicht nur von den Launen, sondern auch von dem Portemonnaie seiner Frau. Mit zunehmendem Alter und Lebenserfahrung wies dieser Plan für beide gewisse Makel auf, und die Stimmung zwischen ihnen war in den letzten Wochen unter den Nullpunkt gefallen.
Er seufzte. Alles schien auf den Notfallplan mit den falschen Tabletten hinauszulaufen. Schade, sehr schade, wirklich, wo war nur die Liebe von einst geblieben?
visuals: ludwigzeidler
Für die abc.etüden, Woche 18.17: 3 Worte, maximal 10 Sätze. Die Worte stammen in dieser Woche von Jule Pfeiffer-Spiekermann (pinselfisch) und lauten: Paradeiser, Schlawiner, Kinkerlitzchen.
Irgendwie titelgebend, aber sonst nicht viel mehr: Andreas Bourani mit „Auf anderen Wegen“.