In geliebten Büchern hat (vermutlich) jede/r seine Lieblingssätze, vielleicht sogar herausnotiert in eine schöne Kladde zur gefälligen Verwendung irgendwo, irgendwann. Da ich eine von denen bin, die Bücher buchstäblich bis zum Zerfallen wieder- und wiederlesen können (und ich habe nicht den Ehrgeiz, eine bestimmtes Lesepensum in meinem Leben zu schaffen, daher gönne ich mir Vorlieben, auch kitschige), kann ich manche Sätze mitsprechen. Das äußert sich dann so, dass ich sie ergänzen könnte. Oder gegebenfalls sogar aufsagen. Habe mir sagen lassen, dass „Passagen seitenweise zitieren“ früher ein Gesellschaftsspiel gewesen sein soll. Glückliche Zeit. Heute scheint mir das mit Filmen üblicher zu sein.
Ich bin jemand, der sich viel eher letzte Sätze merkt als erste, wie ich im Laufe der Zeit festgestellt habe.
Einer davon ist dieser:
Wenn es zwei absolvierten Universitätsmitgliedern gefiel, sich im New College Lane, unmittelbar unter den Fenstern des Rektors – und auch noch im Talar! – innig und leidenschaftlich zu umarmen, war er dagegen machtlos. Er rückte geziert sein weißes Beffchen zurecht und setzte unbeachtet seinen Weg fort; und keine Hand zupfte an seinem samtenen Ärmel.
Das ist der Schluss von Aufruhr in Oxford von Dorothy Sayers, und dass ich dieses Buch sehr mag, habe ich hier bereits vor Längerem kundgetan. Worüber ich erst vor relativ kurzer Zeit zu meiner großen Freude gestolpert bin, ist die Webseite eines amerikanischen Autors namens Bill Peschel. „Welcome to one fan’s attempt to understand the references — literary, historical and otherwise — in the Lord Peter Wimsey mystery stories by Dorothy L. Sayers.“
Den meisten, die die Bücher gelesen haben, wird aufgefallen sein, dass Sayers bzw. Wimsey ständig zitieren. Manche Zitatquellen sind relativ leicht herauszufinden, andere nicht. Vor allem, wenn man mit den Originalen nicht so vertraut ist (wie ich), ist diese Webseite eine Schatzkiste.
Wie ist es bei euch? Schenkt mir die letzten Sätze/den letzten Satz eines Lieblingsbuchs! Und schreibt (vielleicht) dazu, warum ihr das Buch so mögt!
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Habt ein entspanntes Wochenende!
Update: Man ließ mich wissen, es sei doch schade, dass die wunderschönen Sätze in den Kommentaren verschwänden. Stimmt. Hier sind sie (lest den Kontext in den Kommentaren):
„Am Ende ist es immer das Fälligste, was uns zufällt.“ (Max Frisch, Tagebücher 1946-1949, gespendet von Siegbert Scheuermann).
„An deinen Augen sah ich, du hattest mich begriffen. Einen Helden kann ich nicht lieben. Deine Verwandlung in ein Standbild will ich nicht miterleben.“ (Christa Wolf, Kassandra, gespendet von rohva).
„Und wehrt dem Wind und wächst entgegen | Der einen Nacht der Herrlichkeit.“ (Rilke, Advent, gespendet von piksyn).
„Und von diesem Augenblick an wissen wir nichts mehr.“ (Paul Auster, Schlagschatten)
„Und wohin immer er verschwunden sein mag, ich wünsche ihm Glück.“ (Paul Auster, Stadt aus Glas)
„Ich kam bei der letzten Seite an, als der Zug gerade abfuhr.“ (Paul Auster, Hinter verschlossenen Türen. Alle drei gespendet von koriandermadame.)
„Gut gesagt! Recht gut!“ sagte Candide, „allein, wir müssen unseren Garten bearbeiten.“ (Voltaire, Candide oder der Optimismus, beigesteuert von ©lz, dem ich sowieso Dank als Ideenpate schulde, da ich sein „Letzter-Satz-Thema“ aufgreife.
„Uns an einen Traum zu erinnern, ist fast so schwierig, wie mit der Hand einen Vogel zu fangen. Aber manchmal kommt der Vogel ganz von alleine und setzt sich auf unsere Schulter.“ (Jostein Gaarder, Hallo, ist da jemand?, gespendet von Bruni).
„Und wir müssen alles daransetzen, im Lauf unseres Lebens diese schöpferische Eigenschaft der sinnlichen Wahrnehmung zu erhalten: sehen, hören, beobachten, zuhören, berühren, streicheln, spüren, riechen, schmecken, Lust haben auf alles, auf die anderen, auf das Leben.“ (Francoise Héritier, Das ist das Leben!, gespendet von Marion).
„Die Feuerwehr wäre lange unterwegs“, entgegnete wortkarg der Arzt. „Er“ [der Rauch] „kommt aus Amerika. Der Wind bläst ihn herüber.“ (John Brunner, Schafe blicken auf, Roman (Original: The sheep look up), gespendet von Bernd).
„Oui. – Il faut cultiver son jardin.“ (Voltaire, Candide)
„Und dahinter lag ein neues Feld. Mit schönen geraden Linien und viel Platz für ein neues Spiel.“ Andreas Izquierdo, Das Glücksbüro)
„Es heißt: Wer lange genug wartet, kann König werden.“ (Arno Geiger, Der alte König in seinem Exil, alle drei gestiftet von Ingrid).
„Im Frieden bereite dich auf den Krieg vor, im Krieg bereite dich auf den Frieden vor.
Die Kunst des Krieges ist für den Staat von entscheidender Bedeutung. Sie ist eine Angelegenheit von Leben und Tod, eine Straße, die zur Sicherheit oder in den Untergang führt. Deshalb darf sie unter keinen Umständen vernachlässigt werden.“ (Sun Tsu, Die Kunst des Krieges, beigesteuert von ickemich).
„Und ich füge meine eigene Liebe der Geschichte der Menschen hinzu, die schöne Dinge geliebt und auf sie geachtet und sie aus dem Feuer gezogen und sie gesucht haben, als sie verloren waren, und die sich bemüht haben, sie zu erhalten und zu bewahren, während sie sie buchstäblich von Hand zu Hand weiterreichten, strahlend singend aus den Trümmern der Zeit zur nächsten Generation von Liebenden und zur nächsten.“ (Donna Tartt, Der Distelfink, gespendet von Karin).