Von Freude und so

Erinnerung.

Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen,
Denn das Glück ist immer da.

(Johann Wolfgang von Goethe, Erinnerung, aus: Gedichte (Ausgabe letzter Hand, 1827), Online-Quelle)

Zuspruch.

Such’ nicht immer, was Dir fehle,
Demuth fülle Deine Seele,
Dank erfülle Dein Gemüth.
Alle Blumen, alle Blümchen,
Und darunter selbst ein Rühmchen,
Haben auch für Dich geblüht!

(Theodor Fontane, Zuspruch, aus: Gedichte, 1905, Online-Quelle)

Freude

Freude soll nimmer schweigen.
Freude soll offen sich zeigen.
Freude soll lachen, glänzen und singen.
Freude soll danken ein Leben lang.
Freude soll dir die Seele durchschauern.
Freude soll weiterschwingen.
Freude soll dauern
Ein Leben lang.

(Joachim Ringelnatz, Freude, aus: Gedichte, 1910, Online-Quelle)

Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkt

Jaguar
Zebra
Nerz
Mandrill
Maikäfer
Ponny
Muli
Auerochs
Wespenbär
Locktauber
Robbenbär
Zehenbär.

(Christian Morgenstern, Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkt, aus: Galgenlieder (erw. Ausgabe 1932), Online-Quelle)



Quelle: Pixabay

Aus Gründen 😉

Ach, Aufruf! Balladentag, nächste Woche Montag? Wer macht mit? Wie ist es mit euch, seid ihr dabei? Was ich damit meine, könnt ihr hier genauer nachlesen.

Kommt gut und heil und fröhlich in und durch die neue Woche!


12 – Eine selige Weihnacht | Adventüden

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

 

Eine selige Weihnacht (Rina, Geschichtszauberei)

 

Armut durchflutete die Gassen. Man konnte sie riechen, schmecken, gar sehen. Schaute man durch die verschmutzen Scheiben, sah man Hunger. Kinder saßen am Kamin in Handschuhe, Schal und Pudelmütze eingepackt, der Kälte trotzend. Von Weihnachten war hier nichts zu sehen. Vereinzelt fand man einen mickrigen Tannenzweig. Die Eisblumen an den Fenstern dienten als Fensterschmuck.

In einem dieser Häuser lebte Eileen. Mit ihren acht Jahren fühlte sie sich sehr erwachsen. Sie half der Mutter im Haushalt und dem Vater beim Holz holen. Überall, wo sie entlanglief, schienen die Menschen aufzublühen. Statt grimmig zu gucken lächelten sie. Sie war die gute Seele dieses Dorfes. Schneite es, ging sie mit einer heißen Suppe zur alten Erna, die so schwach war. Mit neuen Geschichten fiel sie in die Wirtsstube ein und erzählte von Weihnachten, Engeln, dem Christkind, das über alle die schützende Hand hielt und keinen im Stich ließ. Sie hatte vom alten Fred gelernt, sehr geschickt mit einem Schnitzmesser umzugehen. So saß sie jeden Abend vor dem glimmenden Stück Kohle und schnitzte kleine Holzfiguren für die Kinder im Dorf.

Aber eines Tages wurde Eileen selbst schwer krank. Der Arzt hatte die Hoffnung aufgegeben. Die Dorfbewohner waren verzweifelt. Mit Eileen war die ganze Freude gegangen. Die Menschen waren mürrisch und beschimpften sich. Eileens Bruder war es, der sich eines Tages erhob. Er zeigte auf jeden, dem Eileen schon geholfen hatte. Beschämt sammelten sie Kleinigkeiten wie Äpfel, Gebäck, einen Tannenbaum. Sie bauten alles auf und der Vater holte Eileen hinunter. In dicke Decken gewickelt saß sie vor dem prasselnden Feuer. Die Menschen aus ihrem Dorf sangen Weihnachtslieder und lachten und tanzten. Eileen ging das Herz auf. Einen Blick hinaus werfend sah sie eine schimmernde Gestalt. Es war das Christkind, das schützend die Hand über Eileen gehalten hatte und den Weihnachtssegen über alle brachte.

 

Adventüden 2019 12 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

01 – Fräulein Honigohr und der Adventskalender | Adventüden

Zum Thema Inhaltshinweise/CN/Triggerwarnungen in den Adventüden bitte hier lesen.

 

Fräulein Honigohr und der Adventskalender (Tanja, Stachelbeermond)

 

Fräulein Honigohr schlägt die Bettdecke zurück, wirft ihre Strickjacke über und läuft auf nackten Sohlen zum Adventskalender. Die Dielenbretter sind eisig, aber für Socken hatte sie nun wirklich keine Zeit, der Adventskalender hat Priorität! Voller Vorfreude sucht sie nach dem Päckchen für heute, und da ist es auch schon: Klein, rund und in weißes Papier eingewickelt. Unspektakulär. Fräulein Honigohr betrachtet es neugierig. Auf dem Papier steht mit Bleistift geschrieben: »Was du nicht erwartest.« Aha?

Fräulein Honigohr tippt sich mit dem Finger an die Nase, dann wickelt sie das Papier auf. Zum Vorschein kommt ein rotes Bonbon, das nach Erdbeere duftet. Fräulein Honigohr probiert vorsichtig. Es schmeckt nach Kakao. Mit einem Hauch Zimt, wie früher.

Sie lutscht vor sich hin, während sie sich anzieht, in die Küche geht und Tee kocht. Ein guter Tagesbeginn, denkt sie, und hält versonnen die Teekanne über ihre Tasse. Es kommt allerdings kein Tee heraus. Zartes, weit entferntes Hundegebell fließt aus dem weißen Porzellan. Fräulein Honigohr starrt in ihre Tasse. Mit jeder vergehenden Sekunde wird das Gebell leiser und verstummt schließlich. Sie schenkt nach, lauscht den Hunden hinterher, verfolgt ihren wilden Lauf im Schneegestöber, während sie mit anderen Kindern zusammen über die frostigen Ebenen rennt, wild lachend, mit kalter, roter Nase und wippender Pudelmütze, glücklich bis in die Fingerspitzen, die Steinwüste bedeckt mit glitzerndem Eis, auf dem sie schneller als der Wind gleitet.

Fräulein Honigohr öffnet die Augen. Das Gebell ist verstummt. Versuchsweise hält sie die Teekanne noch einmal schräg, und dieses Mal schweben Schneeflocken heraus und wirbeln wie kleine nasse Küsse in ihrer Küche umher.

Fräulein Honigohr ist gerührt. Wintererinnerungen in ihrem Adventskalender. Herr Brummeck hat sich selbst übertroffen. Manchmal ist er grantiger als ein Bärenfell, aber tief drinnen hat er ein Herz aus Zimtkakao. Morgen ist sie dran. Sie wird sich ins Zeug legen.

 

Adventüden 2019 01 | 365tageasatzadayQuelle: Pixabay, Bearbeitung von mir

 

Diese Etüde stammt von Tanja und ihrem Blog Stachelbeermond. Tanja wurde von mir nachnominiert, nachdem der Etüdenerfinder leider seine Teilnahme abgesagt hatte. Sie schreibt seit Herbst regelmäßig mit, und ich bin völlig von Fräulein Honigohr verzaubert.

 

Gruß von Herrn Freud – Donnerstag, 23. Oktober 2014

Ich will in das Grenzenlose | Zu mir zurück.

(Else Lasker-Schüler, Weltflucht)

 

Eines der angeblich unbekannteren Gedichte von Else Lasker-Schüler ist „Weltflucht“, das mit obigen Zeilen beginnt. Auch wenn ich dazu neige, mir Zeilen aus Gedichten rauszupicken und mir darauf meinen eigenen Reim zu machen, muss ich doch gestehen, dass mir Sätze wie: O, ich sterbe unter Euch! | Da Ihr mich erstickt mit Euch. viel zu pathetisch und abgehoben sind, wenn sie sich nicht auf eine konkrete Situation beziehen.

Allerdings musste ich, als ich über diese Aussage nachzudenken begann, feststellen, dass ich seit Jahren der festen (irrigen) Meinung war, das Gedicht begänne mit: Ich will das Grenzenlose in mir zurück. Das ist für mich ein derartiger (entlarvender, wichtiger) Unterschied, dass ich mich immer noch frage, wie mir das passieren kann – bei meinem textversessenen Hirn überaus ungewöhnlich. Und daher Gruß an Freud, hier hat mich ein Freudscher erwischt.

Ich will das Grenzenlose in mir zurück. Ja. Ja. Damit mag ich leben.

 

milchstraße sternenhimmel – 365tageasatzadayQuelle: Pixabay

Freude – Sonntag, 28. September 2014

Wie viel Freude schläft in uns, und wir wecken sie nicht.

(Gorch Fock)

 

Und nicht immer ist des einen Freude auch des anderen Freude, das ist so wie mit der Schönheit, die auch im Auge jedes Betrachters liegt …
Aber weil das so ist, und weil Sonntag ist, schönes, warmes Wetter noch dazu und ich weiter nichts habe, was SOFORT erledigt werden muss, schnappe ich mir jetzt die Kamera und gehe bisschen nach draußen …
Habt einen wunderbaren, entspannten Sonntag!

Sunflower – 365tageasatzadayQuelle: ichmeinerselbst