Schön war das Adventsgedöns ja doch
Im Norden, damals, in der Heimat noch
Und Kind war ich, und draußen war es kalt
Quitschnass vom Regen kam ich aus dem Wald
War ganz allein durchs Unterholz gekrochen
Hatt’ mir paar Tannenzweiglein abgebrochen
Für einen Kranz, den Mutter uns dann wand
Und den sie schmückte mit ’nem roten Band
Mit dicken Kerzen auch, die waren damals rar,
Sie fehlten dennoch nie, in keinem Jahr.
Der Kranz liegt fertig, wartend in der Schale –
Aus Silber? Nein, doch damit sie erstrahle
Ist sie lackiert
Und blank poliert
Nun sind wir alle hier
Die Mutter am Klavier
Wir bilden ein Orchester
Blockflöte spielt die Schwester
Der Bruder geigt, und Flöte blase ich
Die Oma singt herzinnerlich
»Es ist ein Ros entsprungen …
So wie die Alten sungen …«
Es klingt ganz wunderlich …
Ich hör’s und werde traurig
Wenn draußen grau und schaurig
Der Winter steht,
das Laub verweht
und niemand kennt
… Advent.
Doch halt! Was weinst du hinterher
Den Dingen, die nun mal nicht mehr
So sind wie sie mal waren
In jenen fernen Jahren?
Warst du nicht selbst schon bald entwachsen
Der familiären heilen Welt?
Du lästertest und schnittest Faxen
Es möge singen, wem’s gefällt?
Der Kirchgang sonntags in der Früh –
Ach, ausgeschlafen warst du nie!
Frei warst du, liebtest wilde Spiele
Und Budenzauber, Schmusen, Tanz
Zur Geisterstunde dir gefiele
Wenn auf in Flammen ging der Kranz!
Vorbei ist dies, vorbei ist jenes auch
Und Kokolores ist’s, sich zu betrüben.
Advent ist immer noch ein schöner Brauch
Und immer noch kannst du die Flöte üben.
Und ist’s kein Kranz, so tut es auch ein Zweig
Vom Pinienbaum, der lange Nadeln hat,
Anstatt zu jammern, knete einen Teig,
und iss dich wieder mal an Keksen satt.
Autor*in: Gerda Blog: Gerda Kazakou
Quelle: Pixabay, Bearbeitung von mir
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Dieser Text erschien zuerst im Rahmen der Adventüden 2023, einem Projekt von »Irgendwas ist immer«.